Präses Achim Brennecke seit 40 Jahren Priester
von Norbert Block
Achim Brennecke nimmt sich Zeit. Telefonate können gerne schon einmal 30 Minuten oder länger dauern. Er liebt das persönliche Gespräch, am besten „Face to Face“, also von Gesicht zu Gesicht, wie er sagt. Soziale Medien wie Whatsapp sind ihm fremd. Mit seinen 68 Jahren will er sich von dieser Art von Nachrichten nicht treiben lassen. Wer etwas von ihm will, kann ihn anrufen oder seine Mitarbeiterinnen im Pfarrbüro. Mit zwei Festgottesdiensten hat der Präses der Ermländer am 22. und 23. Juni seine Priesterweihe vor 40 Jahren gefeiert.
Dass er diesen Weg vor mehr als vier Jahrzehnten eingeschlagen hat, verdankt er seiner ermländischen Großmutter. Sie hatte offenbar schon bei seiner Geburt eine Vorahnung. Auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Tod von Bischof Maximilian Kaller kam Achim Brennecke in Köln-Lindenthal zur Welt. Seine Oma hat ihm immer wieder vom charismatischen Wirken Kallers erzählt. Durch ihre Frömmigkeit, ihr Gottvertrauen und das Gebet hat sie ihr Enkelkind im Glauben geprägt. Der letzte deutsche Bischof des Bistums Ermland (heute Erzbistum) hat ihn bis heute nicht mehr losgelassen. Seit vielen Jahren steht das Kaller-Gedenken in Königstein/Taunus in seinem Kalender. In diesem Jahr fällt es sogar auf seinen Geburtstag am 7. Juli. Und er lässt es sich nicht nehmen, an diesem Tag Hauptzelebrant zu sein.
Seine familiären Wurzeln reichen über seine Mutter nach Mehlsack und Braunsberg und über die Großeltern nach Groß Rautenberg. Dass sein Vater evangelisch ist, soll der Oma zunächst nicht gefallen haben. Seine Eltern haben sich im Ermland kennen und lieben gelernt. Der aus Westfalen stammende Vater unterstützt aber den Werdegang seines Sohnes und so hat die Oma schnell die Vorbehalte beiseitegeschoben.
Gerade in Mehlsack kennt Achim Brennecke sich aus, als wenn er hier selbst aufgewachsen wäre. So intensiv hat er sich mit dem Ort vertraut gemacht. Bei einem dieser Besuche ist ihm eine große Freude gewesen, im Geburtshaus seiner Mutter einen alten Kaminofen fotografieren zu dürfen, über den er so oft mit seiner Mutter und Oma gesprochen hatte.
In Köln-Weiden ist er aufgewachsen, geht dort zur Schule, ist Messdiener und Gruppenleiter. Er geht zur Bundeswehr, die ihn prägt. In Bonn und Freiburg studiert er Theologie. Danach wird er zunächst Diakon in Zülpich. Erzbischof Joseph Kardinal Höffner weiht ihn am 22. Juni 1984 im Hohen Dom zu Köln zum Priester.
Als Kaplan ist er in Bedburg und in Lechenich tätig. Seit 1991 ist Achim Brennecke Pfarrer in Bergheim-Oberaußem. 2006 wird er vom Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zum Kreisdechanten des Rhein-Erft-Kreises ernannt.
Mit Meisners Zustimmung 2007 ins Konsistorium Ermland berufen
In das Konsistorium Ermland wird er mit Meisners Zustimmung am 13. Juni 2007 berufen. Nur zwei Jahre später – am 25. Mai 2009 – wird Achim Brennecke zum Dekan des Konsistoriums gewählt. Die Urkunde, mit der er den päpstlichen Ehrentitel „Kaplan seiner Heiligkeit“ („Monsignore“) erhält, überreicht ihm Weihbischof Manfred Melzer am 30. Januar 2010 in seiner Heimatpfarrei St. Vinzentius in Oberaußem.
Am 8. Mai 2017 wird er zum Gründungsdekan der Ermländischen Priesterbruderschaft St. Andreas gewählt. Inzwischen hat er diese Aufgabe an Sebastian Peifer übergeben. Enge Kontakte pflegt er zu seinem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der seine ermländischen Aktivitäten gutheißt. Gute Beziehungen sind ihm auch zum Erzbistum Ermland und Erzbischof Józef Górzyński wichtig. Jährlich, meist rund um die große Wallfahrt in Dietrichswalde, fährt er ins Ermland.
Nach Zustimmung durch die Deutsche Bischofskonferenz und Kardinal Woelki ist Achim Brennecke am 28.
Oktober 2017 bei einer außerordentlichen Sitzung der Ermländervertretung zum Präses der Ermlandfamilie gewählt worden.
Die offizielle Amtseinführung erfolgt am 10. Dezember 2017 bei einem Ermländertreffen in Köln durch Weihbischof Reinhard Hauke als Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge.
Einen Höhepunkt im priesterlichen Dienst erlebt er bereits 2005. Beim 20. Weltjugendtag feiern eine Million meist junge Pilger aus 193 Ländern die Vigil und Abschlussmesse mit Papst Benedikt XVI. im Marienfeld – quasi beim ihm vor der Haustür. Und Achim Brennecke ist ganz nah dabei. „Es war für mich ein Erlebnis. Wir waren schon aufgeregt, als wir dahin kamen. Es lag ein gewisser Nebel über dem ganzen Feld“, sagte er 16 Jahre später dem „Domradio“. „Als man sich da eingebunden wusste und allein schon 10.000 Priester und Geistliche da waren, und als man wusste, dass es eine Million Besucher werden, war das ergreifend und ergreift mich auch heute noch.“ Er fügt hinzu: „Und wenn ich an das Lied „Venimus adorare eum, Immanuel" denke, dann ist das für mich irgendwie Gänsehaut pur.“
Auf dem „Papsthügel“ wird seit dem Großereignis auf Initiative von Achim Brennecke jährlich mit einem Gottesdienst an den Papstbesuch erinnert. „Alles das ist natürlich immer ein großer Aufwand. Aber es lohnt sich, wenn man dann am Ende des Gottesdienstes vielleicht die untergehende Sonne sieht und man sagt, es war ein schöner Tag, es war wieder ein Ort, wo man dem Himmel ein Stück näher ist.“
Weihnachtsgottesdienst in einer Art Autokino
Für überregionale Schlagzeilen sorgte Achim Brennecke auch in der Corona-Zeit. 2020 organisierte er einen Weihnachtsgottesdienst, bei dem die Gottesdienstbesucher wie in einem Autokino die Heilige Messe in ihren Fahrzeugen mitfeierten. Dankbar ist er vielen Helfern und Weggefährten, die ihn hierbei wie auch bei anderen Projekten oder in den Gremien unterstützen. „Ich muss und kann mich auf ihren Einsatz und ihre Kompetenz verlassen“, sagt er. Nur so könne er die vielfältigen Aufgaben meistern.
Eigentlich wollte er in diesem Jahr etwas kürzertreten. Erzbischof Woelki hat ihn aber im Frühjahr gebeten, seine Amtszeit als Kreisdechant zu verlängern – zunächst um ein Jahr und nur kommissarisch bis zum 31. August 2024 wie es im Amtsblatt des Erzbistums heißt. Einen Monat später wird ihm mitgeteilt, dass er zusätzlich zum Pfarrverweser von drei Pfarreien in Bergheim-Süd ernannt wird.
Eine Leidenschaft teilt er mit einem bekannten ermländischen Domherrn. Wie Nikolaus Kopernikus interessiert er sich für die Astronomie. Einen Blick in Richtung Himmel wagt er nicht nur bei Mond- oder Sonnenfinsternissen. Viele Sterne kann er genau zuordnen. Er kennt sich hier richtig gut aus und fotografiert auch gerne den Nachthimmel.
Eine andere Leidenschaft ist die Familienforschung geworden. Er schaut in Kirchenbücher, bekommt Einblicke in Stammbäume, spricht mit Verwandten und sammelt Daten seiner ermländischen Vorfahren. Je länger er forscht, umso mehr wird Ermlandfamilie lebendig. Immer wieder lernt er neue Verwandte kennen. Besser gesagt, eigentlich kennt er sie schon, nur die gemeinsamen Vorfahren sind erst durch die Familienforschung belegt worden.
Jetzt freut er sich schon auf die Fahrt ins Ermland, mit vielen Ermländern und einigen Gemeindemitgliedern, denen er immer von der Schönheit des Ermlands vorschwärmt.