Präses macht Mut in einer schwierigen Zeit
von Norbert Block
"Was sind das für Dinge, über die ihr auf dem Weg miteiander redet?"
(Lk 24,17)
Liebe Mitbrüder, liebe Ermländerinnen und Ermländer,
mitten in einer alten Kirche befindet sich ein Ambo (Lesepult) mit einem aufgeschlagenen Buch. Es ist die Kreuzfahrerkirche in Abu Gosh, 13 Kilometer westlich von Jerusalem. Dieser Ort wird gerne mit dem biblischen „Emmaus“ in Verbindung gebracht, zu dem zwei der Jünger Jesu nach der Kreuzigung unterwegs sind.
Zwei Jünger allein unterwegs - ähnlich wie es eine Regel unserer Tage vorgibt. Sie gehen miteinander und sprechen miteinander – über das Geschehene. Manchmal kann ein Geschehen sprachlos machen. Aber die zwei reden miteinander.
Menschen haben Sprache gelernt, um miteinander zu kommunizieren, Erfahrungen auszutauschen, Gefühle mitzuteilen, Freude und Leid zu teilen. Wahrscheinlich kennen Sie die Emmaus-Geschichte. Sie steht im Neuen Testament bei Lukas.
Die beiden Jünger tauschen ihre Erlebnisse mit dem Tod Jesu aus, sie teilen die Hoffnung seiner Botschaft und sind gleichzeitig frustriert und scheinbar mutlos. Ein Fremder gesellt sich hinzu und stellt Fragen. Gleichzeitig entwickeln sich durch Fragestellungen Gesprächslinien, die Licht ins Dunkel bringen. Dieses Gespräch tut den beiden gut – es gipfelt in der Bitte der beiden an den Fremden bei ihnen zu bleiben, weil die Dunkelheit naht. Dieser willigt ein und beim Mahl am Tisch in der Hausgenossenschaft „gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten IHN.“ (Lk 24,31).
„Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich mitten unter ihnen“, sagt der HERR (Mt 18,20) zu seinen Jüngern damals wie heute, wenn wir den Vers beten oder gar singen.
Diese Kar- und Ostertage, die in diesem Jahr ganz anders daherkommen, stellen uns als Kirche vor große Herausforderungen. Gottesdienste in großer Gemeinschaft sind aufgrund der Verhaltensregel während der Corona-Pandemie nicht möglich, aber daheim, allein oder in der Hausgemeinschaft - gilt nicht auch da das Wort „Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt. 28,20)?
Ich vertraue darauf aufgrund von Menschen, die bereits vor mir diesem Wort vertraut haben, aber auch durch die Gemeinschaft der Glaubenden, mit denen ich lebe und mit denen ich durch das Gebet, durch das Telefon, durch Live-Stream und durch die Ermlandbriefe verbunden bin. Wie sagte es ein Bischof dieser Tage: „Wir sind zu einer großen Solidarität herausgefordert, die bedeutet, dass wir einander Nähe zeigen, indem wir Distanz halten“ (Dr. Felix Genn).
„Nähe zeigen“ kann auch dadurch geschehen, dass wir in unseren „Hausgemeinschaften“ ins Gespräch kommen – wir haben ja Zeit. „Wie geht es dir?“ ist eine alte, aber nie überflüssige Frage. Gemeinsam im Gespräch könnte auch gemeinsames Gebet sein. Jeden Tag – bis auf Gründonnerstag bis Karsamstag – läuten die Glocken. Sie erinnern uns an Jesu Gebet für die Welt und die Menschen. Es sind die vertrauten Gebete, wie das „Vater unser“ oder das „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir…“, die wir dazu beten können. In vielen Orten sind auch die Kirchen geöffnet zu einem persönlichen Gebet.
Auf der Internetseite der Ermlandfamilie gibt es viele Ideen und Anregungen, um eine Ostertagung alternativ und die ermländischen Gottesdienste auch im kleinen Kreis gestalten zu können. So gibt es Links zu Gottesdiensten mit ermländischen Priestern, drei Aufzeichnungen von einer Ostertagung der Ermlandfamilie in Uder mit der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag, der Osternachtsprozession und der Ermländischen Vesper am Ostersonntag. Außerdem gibt es Angebote zu Hausmessen vom Geistlichen Beirat der Gemeinschaft Junges Ermland – für Ostern auch extra mit ermländischen Liedern. Und wenn zu Ostersonntag feierlich alle katholischen und evangelische Kirchen ihre Glocken läuten, dürfen wir im Herzen allein oder auch in froher Stimme das „Jesus lebt, mit ihm auch ich…“ (E153) erschallen lassen.
Nicht zuletzt dürfen wir auf die Gottesdienstübertragungen blicken, auf das Fernsehprogramm bei Bayern 3, ZDF und ARD beziehungsweise bei EWTN, KTV, Bibel-TV und Domradio. Viele Pfarrgemeinden bieten sogenannte Live-Stream-Messen an – Gottesdienste aus der vertrauten Heimatkirche.
Es sind viele Dinge, über die wir in diesen Tagen miteinander reden. Lassen wir den „Fremden“, lassen wir den HERRN hinein in unsere Familien und in unser Herz. Lassen wir uns von IHM anstecken mit der Freude, die die ersten Jünger und Jüngerinnen bewegte das mit dem HERRN Erlebte in die Welt weiterzutragen. Ja, Jesus lebt – und mit IHM auch ich! Und Jesus ist bescheiden, wenn er sagt: „Wo zwei oder drei…“, ich denke, er ist auch zufrieden, wenn jeder Einzelne sich mit IHM im Gebet des „Vater unser“ verbindet.
Nehmen wir vielleicht die Bibel geistlich in die Hand, schlagen sie einfach auf und lesen Lukas 24,13-35.
„Brannte nicht unser Herz…?“
Von Herzen wünsche ich Euch, Ihnen allen eine österliche Zeit, Kraft, Gottvertrauen und den Segen des AUFERSTANDENEN, der vielleicht auch heute als „Fremder“ daherkommt und uns bewegt!
Ihr/Euer
Msgr. Achim Brennecke
Präses der Ermlandfamilie