Konsistorium in Rechtsnachfolge des Domkapitels
Dem Ermländischen Konsistorium zum hl. Apostel Andreas gehörten ein Dekan, ein Prodekan und neun Konsistorialräte an. Das kanonische Gremium stand in der Rechtsnachfolge des alten Frauenburger Domkapitels, das sich infolge von Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen Deutschlands als Ermländisches „Konsistorium“ neu formierte. 2015 beschloss das Konsistorium auf Drängen der Deutschen Bischofskonferenz die Auflösung. Künftig wird die "Ermländische Priesterbruderschaft St. Andreas" die Seelsorge an den Ermländern und deren Nachkommen als Beirat des Ermlandfamilie e.V. gewährleisten.
Die Geschichte des Konsistoriums spiegelt die kirchliche Entwicklung des dann polnischen Bistums Ermland (Warmia) und den Aufbau einer kanonischen Pastoralstruktur für die heimatvertriebenen Ermländer in Deutschland wider. Nachdem in unmittelbarer Kriegsfolge die Mehrzahl der residierenden Domkapitulare einen gewaltsamen Tod erlitten hatte, lebten 1945 in Frauenburg nur noch Domdechant Aloys Marquardt und Domkapitular Dr. Bruno Schwark. Als im genannten Jahr Marquardt von den Russen nach Sibirien verschleppt und als verschollen galt und Schwark von den Polen in den Westen ausgewiesen war, konnte nur noch Schwark die kanonischen Rechte des Domkapitels in Freiheit wahrnehmen. Infolgedessen bestellte er nach dem Tod von Bischof Maximilian Kaller 1947 den heimatvertriebenen Propst von Elbing, Arthur Kather, zum Kapitularvikar des Bistums Ermland. Diese Wahl wurde vom Papst Pius XII. bestätigt. Kapitularvikar Kather ergänzte mit Zustimmung des Heiligen Stuhls 1956 das Frauenburger Domkapitel bestehend aus Domherrn Schwark und dem wiedergekehrten Domdechant Marquardt in der Bundesrepublik. Die Ernennung lautete jeweils auf „Konsistorialrat“ mit dem Titel „Domherr“. Kapitularvikar Kather nahm mit dieser Amtsbezeichnung Rücksicht auf die 1951 vom polnischen Primas erfolgte Einsetzung eines polnischen Domkapitels in Allenstein. Dabei suchte der Heilige Stuhl den deutschen und den polnischen Seelsorgeinteressen gerecht zu werden.
Zwischen dem Ermländischen Konsistorium in Münster und dem Metropolitankapitel zu Allenstein bestand ein gewachsenes Konfraternitätsverhältnis, das sich vielfach äußert. Die Mitglieder beider Kapitel trugen beispielsweise an ihren Amtsketten das gleiche Distinktorium des Ermländischen Domkapitels, ein Medaillon mit dem Bildnis des Apostels Andreas. Um den Brückenschlag besonders verdiente deutsche und polnische Priester des Ermlands sind beiden Kapiteln als Ehrenmitglieder assoziiert. Wie der ehemalige Ermländische Visitator Msgr. Dr. Lothar Schlegel in Münster als Ehrendomherr dem Frauenburger Metropolitankapitel angehört und ihm im Frauenburger Dom sogar ein Altar zugewiesen wurde, so erfreuten sich auch der Konsistorialrat, Apostolischer Protonotar Prof. Dr. Gerhard Fittkau, und der Apostolische Visitator Johannes Schwalke der gleichen Auszeichnung. Im Gegenzug erhielten der Allensteiner Prälat Bronisław Magdziarz als Ehrenkonsistorialrat Aufnahme in das Ermländische Konsistorium zu Münster. Die Verbrüderung zeigte sich nicht zuletzt darin, dass dem Ermländischen Visitator im Erzbischöflichen Ordinariat zu Allenstein ein Dienstzimmer eingeräumt wurde. Über dieses Büro organisiert der Ermlandfamilie e.V. seit 2001 seine Arbeit im Ermland.
Das Distinktorium der Ermländischen Domherren
Das Amtszeichen eines Domkapitulars beziehungsweise eines Domherren war das „Distinktorium“, auch Kapitelskreuz genannt. Das Distinktorium ist in Form eines sechsstrahligen Medaillons gestaltet. Das Ermländische Domkapitel steht seit seiner Gründung im Jahre 1260 unter dem Patronat des heiligen Apostels Andreas. Darum ist auf der Vorderseite des Distinktoriums der heilige Andreas dargestellt, gebunden an das sogenannte Andreaskreuz, das Zeichen seines Martyriums. Die Rückseite ist mit dem Osterlamm gestaltet und weist damit hin auf das Bistum Ermland, das das Osterlamm als sein Symbol in seinem Wappen führt.
Ermländisches Konsistorium
Das Ermländische Konsistorium lässt seit 2015 auf Drängen der Deutschen Bischofskonferenz die Arbeit als Gremium ruhen. Die Priester, die sich dem Ermland verbunden fühlen, setzen ihre Arbeit in der "Ermländischen Priesterbruderschaft St. Andreas" fort. 2021 erlaubte die Deutsche Bischofskonferenz den mit Zustimmung der Ortsbischöfe ernannten Konsistorialräten wieder, als solche bei Veranstaltungen der Vertriebenen und deren Nachkommen aufzutreten.
Dekan Msgr. Achim Brennecke
Dechant Msgr. Achim Brennecke, 1955 in Köln geboren, wurde 1984 in Köln zum Priester geweiht. Heute ist er Kreisdechant des Dekanates Rhein-Erftkreis und Pfarrer von St. Vinzenz in Bergheim-Oberaußen und weiteren Gemeinden im Pfarrverband Bergheim-Ost. Konsistorialrat ist er seit Juni 2007. Im Mai 2009 wurde er durch die Mitglieder des Konsistoriums zum Dekan dies Gremiums gewählt und vom Ermländischen Visitator Msgr. Dr. Lothar Schlegel in sein neues Amt eingeführt. (Wohnort: Bergheim-Oberaußem)
Prodekan Lic. iur. can. Clemens Bombeck
Clemens Bombeck wurde 1950 in Bottrop geboren; seine Mutter stammt aus Plaßwich. 1980 in Gelsenkirchen für den Dienst im Bistum Essen zum Priester geweiht. Er war viele Jahre Pastor der Gemeinde Herz Jesu in der Pfarrei St. Lamberti in Gladbeck. Im November 2003 in das Konsistorium berufen, ist er seit April 2008 Prodekan des Konsistoriums. Seit August 2013 ist er Ruhestandsgeistlicher in Neumarkt. Nach seinem Aufbaustudium "Kanonisches Recht" in Münster (Lic.iur.can., 1994) war er von 1995 bis 2009 Diözesanrichter in Essen, danach 2009 bis 2014 Diözesanrichter in Köln. Seit 2014 ist er Diözesanrichter in Eichstätt. (Wohnort: Neumark)
Prälat Dr. theol. habil. Hans Jürgen Brandt
Prof. Dr. Hans Jürgen Brandt wurde 1938 in Gelsenkirchen geboren. Sein Vater ist gebürtig aus Marienburg. 1965 empfing er die Priesterweihe für den Dienst im Bistum Essen. Von 1980 bis zu seiner Emeritierung 2003 war er Professor für katholische Theologie - Christliche Gesellschaftslehre an der Universität der Bundeswehr in München. Er ist Ehrendomherr in Essen und Prior der Münchener Komturei Patrona Bavariae des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Im Juni 2007 wurde er in das Konsistorium aufgenommen. (Wohnort: München)
Carsten W. Franken
1966 in Wesel geboren und 1997 in Münster zum Priester geweiht, ist Carsten Franken seit 2009 Pfarrer der St.-Lambertus-Gemeinde in Ascheberg. 2013 übernahm er zusätzlich die Verantwortung für die nunmehr mit St. Lambertus fusionierten Gemeinden St. Anna (Davensberg) und St. Benedikt (Herbern). Zuvor war Carsten Franken seit 2002 als Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung und des Katholischen Landvolkes und leitet die Kapelle der LVHS Freckenhorst. Nach dem Abitur 1985 wollte er zunächst Apotheker werden und studierte Pharmazie. 1988 wechselte er zur Theologie. Seine Mutter stammt aus Lötzen. Im Juni 2007 wurde er in das Konsistorium berufen. (Wohnort: Ascheberg)
Msgr. Rainer Lewald
Msgr. Rainer Lewald, 1941 in Riesenburg geboren und 1971 in Osnabrück für das Bistum Ermland zum Priester geweiht, ist heute Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Elisabeth Bad Rothenfelde, St. Pankratius Borgloh, St. Ansgar Dissen, St. Josef Hilter und St. Barbara Wellendorf tätig . Er gehört seit 1998 dem Konsistorium an und leitete von 2002 bis Mai 2009 als Dekan das Konsistorium. (Wohnort: Hilter-Wellendorf)
Thorsten Neudenberger
Pfarrer Thorsten Neudenberger wurde 1966 in Hagen geboren. Sein Vater stammt aus Braunsberg. 1993 wurde er zum Priester für das Erzbistum Paderborn geweiht. Er ist seit 2020 Pfarrer der Stadtpfarrei Heilig Geist Bergkamen. Zuvor war er viele Jahre als Pfarradministrator dort bereits tätig. Die „Gemeinschaft Junges Ermland“ begleitete er von 1994 bis 2017 als ihr Geistlicher Beirat. In das Konsistorium wurde er im Jahr 2001 berufen. Von November 2011 bis Oktober 2013 hat er administrative Aufgaben für die verwaiste Visitatur Ermland wahrgenommen. Seit 2013 ist er Vorsitzender des Bischof-Maximilian-Kaller-Stiftung e.V.. (Wohnort: Bergkamen)
Msgr. Dr. Lothar Schlegel
Domherr Msgr. Dr. Lothar Hans Peter Schlegel (Jahrgang 1941) ist in Freimark (Kreis Heilsberg) im Ermland geboren. 1968 wurde er von Erzbischof Lorenz Kardinal Jäger in Paderborn zum Priester geweiht. Er war Gymnasiallehrer für katholische Religionslehre und Sozialwissenschaften. Er unterrichtete bis zur Pensionierung am Otto-Hahn-Gymnasium in Herne. 1990 wurde er ins Konsistorium Ermland berufen, 1994 wurde er Prodekan. Der ermländische Bischof Dr. Edmund Piszcz (Allenstein/Olsztyn) machte ihn 1998 zum Ehrendomherrn von Frauenburg. Die Deutsche Bischofskonferenz ernannte ihn 2000 zum Visitator Ermland, im Jahr 2010 auch für Danzig und Schneidemühl. 2011 schied er altersbedingt aus dem Amt aus. Seitdem ist er wieder Mitglied im Ermländischen Konsistorium. Von 2001 bis 2012 war er Vorsitzender des Bischof-Maximilian-Kaller-Stiftung e.V.. (Wohnort: Castrop-Rauxel)
Mag. theol. Norbert Steffen
1943 in Groß-Trinkhaus geboren und für den Dienst im Bistum Ermland 1976 in Allenstein zum Priester geweiht, leitet Pfarrer Norbert Steffen seit 1996 die Gemeinde St. Marien in Hude. Bereits ein Jahr zuvor (1995) wurde er in das Konsistorium aufgenommen. Seit seinen Studium an der Universität Lublin befasste sich Norbert Steffen intensiv mit dem Astronomen und ermländischen Domherrn Nicolaus Kopernikus (1473 bis 1543). (Wohnort: Hude)
Ulrich Weikert
Pfarrer Ulrich Weikert wurde 1953 in Flensburg geboren. Seine Mutter stammt von Marienwerder, sein Großvater von Stuhm. 1980 in Osnabrück zum Priester geweiht, gehört er heute dem Klerus der Erzdiözese Hamburg an und ist Pfarrer der St. Joseph-Gemeinde und weiterer Gemeinden in Kiel. Im November 2003 wurde er zum Konsistorialrat ernannt. (Wohnort: Kiel)
Heribert Duschinski
Pfarrer i. R. Heribert Duschinski wurde 1930 in Königsberg geboren und 1962 in Berlin zum Priester geweiht. Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 2004 verrichtet er weiterhin seinen priesterlichen Dienst für das Erzbistum Berlin. 2001 wurde er in das Konsistorium berufen. (Wohnort: Berlin)
Dr. theol. Claus Fischer
Pfarrer i.R. Dr. Claus Fischer erblickte 1930 in Heilsberg das Licht der Welt. Als "Germaniker" wurde er im Oktober 1955 in Rom für den Dienst in der Diözese Ermland zum Priester geweiht, übt aber seitdem seinen Dienst im Bistum Osnabrück aus. Dem Konsistorium gehört er seit 1995 an. Die Aufgabe des Prodekans nahm er von 2002 bis 2008 wahr. Im Mai 2009 wurde er emeritiert. (Wohnort: Bad Iburg)
Franz Rosenkranz
Pfarrer Franz Rosenkranz wurde am 27. Mai 1936 in Groß-Klaussitten zur Welt. Am 29. Juli 1962 empfing er in Trier die Priesterweihe durch Bischof Matthias Wehr. 1981 wurde er Mitglied des Konsistoriums. Als Kaplan war Rosenkranz in Bad Kreuznach, in Andernach und in Neuwied-Irlich tätig, ehe er 1968 Pfarrer in Kruft wurde. Als Frauenseelsorger und Präses der katholischen Frauengemeinschaften wirkte er im Dekanat Andernach, einige Jahre war er Mitglied im Priesterrat der Diözese Trier. Von 2001 bis 2014 war er Kooperator in den Pfarreien Kempenich und Rieden. Ende 2014 trat er in den Ruhestand. 33 Jahre lang war er Seelsorger der Pfarrgemeinde „St. Dionysius“ Kruft. In der Pellenzgemeinde wurde eine Straße nach ihm benannt. Er engagierte sich unter anderem für den Priesternachwuchs in der Dritten Welt. Zuletzt war er Seelsorger im Altenheim "Marienburg" in Kempenich. Am 11. Mai 2019 verstarb er in Kruft.