Silvesterorden für Dr. Norbert Matern
von Norbert Block
Dr. Norbert Matern, der von 1990 bis 1999 Vorsitzender des Ermländerrates und danach noch vier Jahre als Stellvertreter tätig war, ist am 10. November 2019 von Kardinal Reinhard Marx der päpstliche Silvesterorden in der Ordensklasse der "Ritter" im Rahmen eines Festaktes in München überreicht worden. Der gebürtige Braunsberger gehört "zu den verdienstvollen Persönlichkeiten, die aus der persönlicher Erfahrung von Krieg und und aus christlicher Überzeugung den Willen zu einer neuen Gemeinschaft der europäischen Völker nach Kräften und mit den ihnen zu Gebote stehenden Möglichkeiten vorangebracht hat", heißt es in der Laudatio.
In seine Amtszeit fiel die Unterstützung der Deutschen Minderheit im Ermland durch die Ermlandfamilie bei den Gründungen von Vereinen, die Installierung der deutschsprachigen Seelsorge im Ermland verbunden mit der weltweit einmaligen Errichtung eines entsprechenden Büros von Ermlandfamilie (Visitatur Ermland) und Bistum Ermland im Ordinariat in Allenstein (Olsztyn) sowie erste Ermländertreffen zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Am Ende seiner Tätigkeit als Vorsitzender versuchte er die auch in Verbindung mit seinem Amt als Vorsitzender des Katholischen Flüchtlingsrates (1996 bis 2011) die durch die Deutsche Bischofskonferenz umgesetzte Neugestaltung der Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge für die katholischen Verbände wie die Ermlandfamilie abzumildern.
Seine Kontakte mit Polen würdigt auch die Historikerin Olivia Block in ihrer Masterarbeit "Laien schreiben Geschichte. Deutsch-polnische Verständigung in den 1990er Jahren im Spiegel der Publikationen des Vertriebenenverbandes Ermlandfamilie" (Universität Amsterdam, 3. Oktober 2019). Dort heißt es: "Im Verständigungsprozess der Ermländer mit ihren polnischen Nachbarn sind insbesondere Mitglieder von Ermländerrat und Ermländervertretung wie Walter Schimmelpfennig, Franz Rehaag, Gerhard Steffen, Norbert Matern und viele weitere, ermländische Priester, Mitglieder des Historischen Vereins für Ermland, in dem heute Historiker aus Deutschland und Polen vereint sind, der Verein Ermländisches Landvolk, der insbesondere in den 1990er Jahren zahlreichen Projekte im Ermland anstieß und unterstützte, sowie die Gemeinschaft Junges Ermland (GJE) als deutsch-polnische Jugendgruppe zu nennen." Als Vorsitzender des Ermländerrates hat Dr. Norbert Matern die Initiativen über seine eigenen Aktivitäten hinaus maßgeblich gefördert und unterstützt. "Wenige Jahre nach der Jahrtausendwende schlussfolgerte Norbert Matern ..., dass die Versöhnung zwischen deutschen und polnischen Ermländern Ende der 90er Jahre bereits abgeschlossen war. Es werde bei den Ermländern daher nicht mehr von Versöhnung gesprochen. Viele Berichte unterstreichen diese These. Begriffe wie „Brückenbauen“, „Freundschaft“ und „Freunde“ wurden besonders häufig genannt", heißt es in der Masterarbeit.
In der Würdigung zur Verleihung des Silvesterordens heißt es: "Dr. Norbert Matern hat in all seinen beruflichen und öffentlichen Funktionen stets das christliche Welt- und Menschenbild zur Grundlage seines Redens und Handels gemacht. Er hat von dieser festen Orientierung in weltoffener, toleranter und dialogbereiter Weise die Grundwerte eines humanen Gemeinwesens gepflegt und glaubwürdig vertreten."
Während seines Studiums in den Fächern Geschichte, Germanistik und Pädagogik wurde er 1954 Mitglied der Akademischen Verbindung Tuisconia zu Landshut im Cartellverband (Königsberg/Bonn) der katholischen deutschen Studentenverbindungen. 1958 dissertierte er an der Universität Bonn mit einer Arbeit über die politischen Wahlen in Hildesheim von 1848 bis 1867 zum Doktor der Philosophie. Während der Regierungszeit von Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde er 1959 Mitarbeiter beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, wo er zunächst stellvertretender Leiter der Bundesbildstelle und zuletzt stellvertretender Leiter des Fernseh- und Rundfunkreferats war. Dieses Amt gab er wenige Monat nach der Oktober 1969 erfolgten Bildung einer sozialliberalen Bundesregierung auf. Von 1970 bis 1975 wurde Dr. Norbert Matern Erster Redakteur der Chefredaktion der Deutschen Welle in Köln und Leiter der griechischen und später der arabischen Redaktion. Anschließend war er bis zu seiner Pensionierung in unterschiedlichen Funktionen für den Bayerischen Rundfunk tätig. Zunächst ist er dort vier Jahre Chef vom Dienst in der Chefredaktion Fernsehen. Als leitender Redakteur in der Hörfunkredaktion, Leiter des Schulfunks und danach als Chef der Hauptabteilung Erziehung und Gesellschaft, die auch für den Kirchenfunk verantwortlich war, konnte er "wichtige religiöse, kulturelle und soziale Impulse geben Dabei richtete er seine Aufmerksamkeit auch auf die Integration von Minderheiten, auf die Versöhnung mit den Völkern Osteuropas und auf die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Sprache und Kultur", wie es in der Würdigung heißt.
Schon früh hat sich Dr. Norbert Matern ehrenamtlich engagiert. So übernahm er von 1967 bis 1977 die Aufgabe des ehrenamtlichen Chefredakteurs der "Academia". Es ist die traditionsreiche Verbandszeitschrift des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen, die seit 1888 herausgegeben wird. Ferner gehörte er dem Beirat im "Haus des Deutschen Ostens" in München an. Die Deutsche Bischofskonferenz berief in von 1996 bis 2011 zum Vorsitzenden des Katholischen Flüchtlingsrates. Er gehörte auch dem Sachausschuss "Medien" des Landeskomitees der Katholiken in Bayern an. 1975 trat Dr. Norbert Matern in den Presseclub München ein. 1993 wurde er Vorsitzender des Zusammenschlusses der Journalisten, die ihn 2008 nach seinem Ausscheiden aus dem Amt zum Ehrenvorsitzenden wählten. Für mehrere Ausgaben redigierte er die Beilage "Unsere ermländische Heimat" des Historischen Vereins für Ermland in den "Ermlandbriefen".
Als Autor ist Dr. Norbert Matern bis heute aktiv. Neben zahlreichen Runfunkbeiträgen gab und gibt es aus seiner Feder zahlreiche Aufsätze für Zeitungen und Zeitschriften. So gehört er zu den regelmäßigen Autoren für die "Ermlandbriefe", das "Ermlandbuch" wie auch für Publikationen wie die "Kulturpolitische Korrespondenz". Zu seinen oft zitierten Büchern gehören "Ostpreußen als die Bomben fielen" (1986), "München im Bombenkrieg" (1985) und "Priester für die Welt. Bischof Walter Mixa" (1999). Mit Rudolf Mühlfenzl und Henric L. Wuermeling war er für die Fernsehserie "Flucht und Vertreibung" (1981) verantwortlich.
Insbesondere für sein ehrenamtliches Engagement ist Dr. Norbert Matern schon mehrfach ausgezeichnet worden. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Bayerischen Verdienstorden (2007), die Verdienstmedaille der Kreisgemeinschaft Braunsberg (2005) und den Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen (1988).