Pfarrer von Krossen verstorben
von Norbert Block
Andrzej Krużycki wurde 1957 in Altfelde (Stare Pole) im Bezirk Marienburg (Malbork) geboren. Aufgewachsen ist er in Löbisch (Łebcz). Im Jahr 1978 bestand er das Abitur und ging in das Priesterseminar in Allenstein. 1985 empfing er die Priesterweihe von Bischof Jan Obłąk. Die Doktorarbeit zum Thema „Kanonisches Recht“ legte er ein Jahr später an der Päpstlich theologischen Akademie ab. Als Vikar war er danach in Ortelsburg (Szczytno), Rudczanny-Nieden (Ruciane-Nida), Arys (Orzysz) und Wormditt (Orneta) tätig. 1989 wurde ihm als Pfarrer die Verantwortung für Krossen (Krosno) das benachbarte Open (Opin) übertragen.
Schon kurz nach seinem Amtsantritt suchte er den Kontakt zu den deutschen Ermländern, die in großer Zahl immer wieder auch den Wallfahrtsort Krossen besuchten. Der Apostolische Visitator Prälat Johannes Schwalke hatte bereits 1988 in den Ermlandbriefen zur Aktion „Krossen retten“ aufgerufen. Die Ermländer wurden ermuntert „Bausteine“ für den Erhalt der von Feuchtigkeit in großer Mitleidenschaft gezeichneten Wallfahrtskirche zu erwerben. Mit der Ernennung des jungen Priesters Andrzej Krużycki zum Rektor und Pfarrer des Wallfahrtsortes wurde auch seitens des ermländischen Bischofs dieses Anliegen mitgetragen, obwohl Krossen nur noch als kleinerer regionaler Wallfahrtsort innerhalb des Bistums Ermland geführt wurde.
Im Ermländerrat wurde unter Federführung des damals stellvertretenden Vorsitzenden Franz Rehaag daher die Idee kreiert, in Krossen eine polnische-deutsche Jugendbegegnungsstätte in kirchlicher Trägerschaft zu etablieren und dafür das neben der Kirche befindliche Konventhaus zu nutzen. Staatliche und kirchliche Fördermittel sollten dafür eingeworben werden. Das vom ermländischen Bischof Edmund Piszcz mitgetragene Projekt musste aber früh wieder aufgegeben werden, da nur wenig später eine Jugendbegegnungsstätte in Allenstein mit Unterstützung der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth entstand. Für eine zweite Einrichtung dieser Art im Ermland gab es keine Chancen mehr.
Dennoch setzten Pfarrer Andrzej Krużycki und Architekt Franz Rehaag ihr Bemühen fort, den Wallfahrtsort vor dem Verfall zu sichern. So konnte das Kirchendach neu eingedeckt werden und damit das weitere Eintreten von Feuchtigkeit von oben eingedämmt werden. Mit Hilfe einer zudem von Franz Rehaag, Siegfried Leiß und einigen weiteren engagierten Ermländern eingebauten Pumpe konnte das Wasser aus dem Unterbau der Kirche fortan wieder in den Flusslauf zurückbefördert werden. Damit konnte die Feuchtigkeit, die von unten in den Kirchenmauern aufstieg und zur Schimmelbildung beitrug, in Grenzen gehalten werden. Die Wallfahrtkirche war – nachdem Kinder mehrfach an dieser Stelle ein in Stein gehauenes Marienbild gefunden hatten – im 18. Jahrhundert direkt in den Flusslauf gebaut worden. Der Fluss Drewenz selber wurde nur um wenige Meter entfernt um die Wallfahrtskiche umgeleitet.
Mit dem plötzlichen und überraschenden Tod von Franz Rehaag Mitte der 1990er Jahre erhalten die Bemühungen zur Rettung von Krossen auf deutscher Seite einen entscheidenden Rückschlag. Die Kontakte werden aber dennoch zu Andrzej Krużycki aufrechterhalten.
Dem Pfarrer von Krossen gelingt es in den Folgejahren mit vielen kleinen Schritten sein Lebenswerk weiter voranzutreiben. So entsteht vor der Kirche ein Parkplatz auf dem auch Busse halten können. Das alte Pfarrhaus wird zur neuen Wohnung von Andrzej Krużycki umgebaut. Stetig gibt es kleine Reparaturarbeit an Kirche, Kreuzgang und Konventhaus. Dazu verwendet Krużycki auch Kollekten und Spenden auch von seinen Motorrad-Freunden. Denn als Aktiver des Ermländischen Motorradclubs Drager Wormditt mit Sitz in Krossen organisiert er über viele Jahre Mai-Treffen von Motorradfahrern. Er initiierte auch das jährliche Jakobsfest in Open, das 2015 zum zwölften Mal am 17. Juli stattfand. Andrzej Krużycki konnte aber nicht mehr teilnehmen.
Noch am 5. Juli hatte Krużycki den 30. Jahrestag seiner Priesterweihe gefeiert. Den Hirnschlag erlitt er am 13. Juli. Bereits in kritischem Zustand wurde er danach in das städtische Krankenhaus in Allenstein eingeliefert. Dort starb er elf Tage später. Erzbischof Wojciech Ziemba zelebrierte die Trauerfeier am 29. Juli in der Krossener Wallfahrtskirche. Die Beisetzung erfolgte danach auf dem Friedhof in Löbisch (Łebcz) – neben dem Grab seiner Eltern.