Osterbotschaft von Weihbischof Hauke

von Norbert Block

Das Osterevangelium in kostbarem Rahmen

Evangeliar – Das Osterevangelium in kostbarem Rahmen

Von der Auferstehung Jesu Christi wissen wir durch die Heilige Schrift. Deshalb wird in der Osternacht feierlich das Evangelium vorgetragen, das vom Gang der Frauen zum Grab berichtet, von ihrem Erstaunen wegen des leeren Grabes, von der Begegnung mit dem Engel, der ihnen sagt: Der Herr ist auferstanden! Weil es sich um mehr handelt, als um tote Buchstaben, werden die biblischen Texte in kostbare Buchdeckel eingebunden. So ist es auch bei dem Evangeliar aus dem Jahr 1530 sichtbar, das im Erfurter Domschatz aufbewahrt wird. Christus, der Weltenherrscher und Richter der Welt ist auf dem Buchdeckel zu sehen. In Silber wurde das Bild Christi getrieben und kostbare Reliquien am Fuß Christi sind wie Edelsteine, die von der Bedeutung des Wortes Zeugnis geben. Heilige haben ihr Leben eingesetzt, damit das Evangelium von der Auferstehung Christi in allen Ländern bekannt wird. Daher ist das Schmücken der biblischen Texte mit Reliquien von Heiligen eine nachdenkenswerte Tradition.

Wir verehren das Wort Gottes, aber wir wissen auch, dass bis heute die Zeugen nötig sind, die uns sagen: „Das Wort von der Auferstehung Christi ist nicht toter Buchstabe. Es erfüllt mein Leben mit Hoffnung und Zuversicht. Es hilft mir, in der Bedrängnis des Lebens durchzuhalten.“

Weil ihnen das Wort Gottes wichtig war, haben auch zahlreiche Vertriebene die Gebet- und Gesangbücher aus der alten Heimat mitgenommen und als kostbaren Schatz gehütet. Sie haben damit zum Ausdruck gebracht, worin ihre Wurzeln bestehen. Beim Singen der Lieder und beim Beten mit den altbekannten Texten wurden ihre Erfahrungen mit dem Glauben lebendig. Erinnerungen an die Erstkommunion, Firmung, Hochzeit oder auch Beerdigung lieber Verwandter hängen an den Gebet- und Gesangbüchern. Die Osterlieder bekennen in eigener und persönlicher Sprache, was den Gläubigen wichtig und heilig ist. Mancher kennt sie noch auswendig und weiß um ihre tröstliche Nachricht.

Im Gesangbuch der Ermländer, das 1939 durch Bischof Maximilian Kaller für die Diözese Ermland herausgegeben wurde, findet sich das Osterlied:

1. Am Sonntag, eh’ die Sonn’ aufging,
und eh’ der helle Tag anfing,
besuchten die Marien drei
das Grab des Herrn mit Spezerei. Alleluja, Alleluja, Alleluja!

2. Noch waren sie vom Grabe weit,
da sprachen sie mit Traurigkeit:
„Wer wird uns wälzen von dem Grab
den großen, schweren Felsen ab?“ Alleluja, Alleluja, Alleluja!

3. Schau, Wunder! Als sie weiter gehn,
das Grab sie schon geöffnet sehn;
drin saß ein Engel hell und klar,
der wie ein Blitz im Antlitz war. Alleluja, Alleluja, Alleluja!

4. Der Engel sprach: „Ihr Frauen gut,
nicht fürchtet euch, seid wohlgemut!
Ihr sucht den Herren Jesum Christ,
der schon vom Tod erstanden ist.“ Alleluja, Alleluja, Alleluja!

5. Wir danken Dir, Herr Jesus Christ,
dass Du vom Tod erstanden bist,
dass Du zerstört des Feindes Macht,
das Leben uns zurückgebracht! Alleluja, Alleluja, Alleluja!

Freuen wir uns an diesem Osterfest 2015 über die kostbare Nachricht vom Leben ohne den ewigen Tod – mit alten und mit neuen Liedern.

+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge

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