Ermländer Eberlein wird Weihbischof

von Norbert Block

Weihbischof Horst Eberlein. Foto: Erzbistum Hamburg / K. Erbe

Papst Franziskus hat den Schweriner Propst Horst Eberlein zum neuen Weihbischof des Erzbistums Hamburg ernannt. Bei seiner Vorstellung hat Eberlein auch an seine Eltern erinnert, die aus dem Ermland stammen.

Sein Vater kommt aus Tollnigk (Kreis Heilsberg). Drei seiner Geschwister von Horst Eberlein wurden noch im Ermland geboren, drei weitere Kinder kamen nach dem Krieg zur Welt. Seine Mutter wurde nach dem Einmarsch der Russen in ein Lager verschleppt. Die Kinder blieben bei Tante und Onkel auf dem Dorf. Nur durch ein Wunder sei seine Mutter dann nach ein paar Wochen wieder aus dem Lager herausgekommen, erzählt Eberlein. Eine andere Frau, die an Ausschlag erkrankt war, sollte das Lager verlassen, damit sich keine anderen Insassen anstecken können. Die Frau habe gesagt, dass sie nur mit Frau Eberlein aus dem Lager rausgehe. Und so sei seine Mutter am Leben geblieben, berichtete der neue Weihbischof. Diese schwere Zeit habe sie aber sehr geprägt.

Seine Mutter war von den Ereignissen nach dem Kriegsende gezeichnet. "Auf Bildern, auf denen ich klein war, sah sie bereits wie 60- oder 70-Jährige aus", erzählt Horst Eberlein. Er sei daher im Alter von knapp einem Jahr zu Tante und Onkel nach Mecklenburg nahe dem Kloster Dobbertin gekommen, bei denen er aufwuchs. "Das war damals so üblich." Es war die Frage, "wer kann in dieser Situation helfen."

Seine Eltern flüchteten 1958 mit den anderen Kindern weiter nach Hamburg-Eidelstedt und kamen im dortigen Pfarrhaus unter. Leonhard Eberlein, ein Onkel von Horst Eberlein, war dort Pfarrer. Dieser gehörte zu neun ermländischen Neupriestern, die 1946/47 geweiht wurden. Leonhard Eberlein, der später auch Mitglied des Historischen Vereins für Ermland wird, war auf Bitte von Bischof Maximilian Kaller in die nordwestdeutsche Diaspora gegangen. Er half der Familie seines Bruders, die später nach Lauenburg in Schleswig-Holstein zog. Wie sein Lebensweg verlaufen wäre, wenn auch er nach Lauenburg gekommen wäre, wisse er nicht, sagte der Weihbischof.

Horst Eberlein wurde 1950 in Walsleben/Altmark geboren. Von 1970 bis 1975 studierte er Theologie in Erfurt. 1977 wurde er in Waren/Müritz zum Priester geweiht. Er arbeitete dann als Kaplan in Wittenburg und Neubrandenburg. Danach leitete er als Pfarrer die Gemeinden in Friedland, Hagenow und Rostock. Seit 2009 ist er Pfarrer der Propsteigemeinde St. Anna in Schwerin. Papst Johannes Paul II. ernannte Eberlein im Jahr 2000 zum „Ehrenkaplan Seiner Heiligkeit" mit dem Titel Monsignore. Im Juni 2015 berief Erzbischof Stefan Heße ihn in das Domkapitel des Erzbistums Hamburg und 2016 zum Dekan für die Region Mecklenburg.

Als Weihbischof wird Eberlein Erzbischof Stefan Heße in der Leitung des Erzbistums Hamburg unterstützen. Er ist für das ganze Erzbistum zuständig und wird seinen Sitz in Hamburg haben. Er wird das Sakrament der Firmung spenden, Visitationen durchführen und einige andere Aufgabenbereiche übernehmen. Außerdem ist er Mitglied der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Eberlein ist der erste Weihbischof, der aus dem 1995 errichteten Erzbistum Hamburg hervorgeht. Seine Vorgänger Norbert Werbs und Hans-Jochen Jaschke waren bereits seit 1981 beziehungsweise 1989 Weihbischöfe in der Apostolischen Administratur in Schwerin beziehungsweise im Bistum Osnabrück.

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