"Das Licht leuchtet in der Finsternis"
von Norbert Block
Das Weihnachtswort von Vertriebenenbischof Reinhard Hauke im Wortlaut:
Und das Licht leuchten in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst (Joh 1,5)
Der Advent und die Weihnachtszeit leben von der Lichtsymbolik. Ich bin sicher, dass alle Menschen – ob sie nun aus Syrien oder Eritrea, aus Kiew, Allenstein, Hamburg, Leipzig oder Ulm kommen – diese Symbolik verstehen. Das Licht der Kerze ist eigentlich ein kleines Licht, aber in der Vielzahl wird daraus ein Lichtermeer und macht die Nacht zum Tag. Diesen Eindruck habe ich, wenn ich auf den Erfurter Weihnachtsmarkt schaue. Es ist zwar Nacht, aber die hellen Lichter der Lämpchen und Kerzen machen das Sehen und Gehen in der Dunkelheit möglich, geben Orientierung und auch wohlige Wärme.
Im Erfurter Dom steht ein großer Bronzeleuchter – der sogenannte „Erfurter Wolfram“. Weil einer seiner Stifter Wolfram hieß, wurde er in der Kunstgeschichte so genannt. Nicht zu vergessen ist aber auch die Ehefrau Hiltiburg, die auf einer Inschrift am Gürtel des „Wolfram“ genannt wird. Sie wird ihrem Ehemann Wolfram wohl die Idee für die Stiftung gegeben haben, denn Sinn für das Schöne ist wohl zuerst eine Eigenschaft der Frauen.
Ein Mann ist hier dargestellt, der zwei Kerzen hoch in die Luft hält. Er steht auf einem Sockel, an dem sich Unholde zeigen, über die er sich erhebt. Er selbst ist nicht das Licht, sondern der Lichtträger. Es braucht aber einen solchen Lichtträger, damit das Licht einen festen Standpunkt hat und an die Stellen kommt, wo die Dunkelheit herrscht.
Unser „Erfurter Wolfram“ leuchtet in den großen Kirchenraum. Im Advent werden die Besucher des Domes eingeladen, vor ihm zu stehen, wenn der Kirchenraum ohne Licht ist und nur die beiden Kerzen des Wolfram Licht spenden. Da ist es noch dunkler, als draußen am Weihnachtsmarkt, ist, tritt die Bedeutung des Lichtes kräftig hervor. Ohne die beiden Kerzen, ohne dieses Licht würden wir stolpern und hinfallen.
Ich bin dankbar für diesen kostbaren Leuchter, der nun schon 800 Jahre mit seinen Kerzen leuchtet.
Ich bin dankbar für das Licht, von dem er erzählt: Das Licht Christi, das in der Dunkelheit der Welt aufgrund der Kraft Christi leuchtet und Hoffnung bringt. Es ist ein barmherziges Licht, das sich nicht aufdrängt, sondern einlädt, sich in seiner Helligkeit aufzuhalten und zu wärmen.
Ich bin dankbar für meinen Glauben an Christus, der sein Licht der Liebe und des Erbarmens in diese Welt gebracht hat und für den wir einen Willkommenskultur an Weihnachten entwickelt haben. Wenn Christus und seine Eltern auch Flucht und Vertreibung erlitten haben und sich ihnen nicht immer helfende und schützende Hände entgegengestreckt haben, so hat Christus doch zu solchem Tun mit helfenden Händen eingeladen, als er die Kinder auf die Arme nahm, um sie zu segnen, als er die Tochter des Jairus bei der Hand nahm, die gestorben war und er zum neuen Leben erweckte und als er zum reumütigen Schächer am Kreuz sagte: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Freuen wir uns an diesem Licht und laden wir alle Menschen ein, in ihr eigenes Leben das Licht der Hoffnung, der Liebe und des Friedens zu bringen.