Akten tiefgefroren - Weitere Hilfe nötig

von Norbert Block

Völlig durchnässt: Wichtige Dokumente waren auf den Abtransport in Forstkammern von Bibliotheken.

Münster. Der Schaden an den Archiven der Ermlandfamilie, des Bischof-Maximilian-Kaller-Stiftung e.V., der Visitator-Ermland-Stiftung, der ehemaligen Visitatur Danzig, sowie der Visitaturen Breslau, Branitz und Grafschaft Glatz lassen sich auch zwei Wochen nach dem Wassereinbruch noch nicht beziffern. Keinen Schaden hat lediglich das Archiv der ehemaligen Visitatur Schneidemühl genommen. Das Unwetter über Münster hatte in den Abendstunden vom 28. auf den 29. Juli die Keller ganzer Straßenzüge in der Universitätsstadt – und hier besonders in den Stadtteilen Kinderhaus und Coerde – unter Wasser gesetzt. Aber auch in das Archiv des Bistums Münster in der Innenstadt trat Wasser ein. Hier konnte aber auch durch den schnellen Einsatz vieler Helfer eine größere Katastrophe verhindert werden.

Alle Bücher, Zeitschriften, Geräte, Akten und andere Archivarien, die in den unteren Regalreihen oder auf dem Fußboden standen, wurden völlig durchnässt. Das Wasser stand etwa 50 Zentimeter in den Kellerräumen.  Ermlandbücher, Bildbände und Ermlandbriefe aus verschiedenen Jahrgängen mussten entsorgt werden.  Auch eine Vielzahl theologischer Schriften, zum Teil aus den Nachlässen des Apostolischen Visitators Prälat Johannes Schwalke und Konsitorialrat Professor Dr. Gerhard Fittkau stammen, wurden ein Raub des Wassers. Wichtige Akten – unter anderem für den Seligsprechungsprozess von Bischof Maximilian Kaller – und andere schriftliche Unikate sind in die Frostkammern der Landesbibliothek Münster  und einer weiteren Bibliothek zur Sicherung verbracht worden.  Durch die Kältetechnik können sievoraussichtlich erhalten werden.

Auf die Ermlandfamilie, die Bischof-Maximilian-Kaller-Stiftung  und die anderen Organisationen der katholischen Heimatvertriebenen und deren Nachkommen kommen erhebliche Kosten zu. Durch die Elementarversicherung werden lediglich die Schäden erstattet, die unmittelbar am Gebäude und an den fest daran installierten Einrichtungen entstanden sind. „So rechnen wir damit, dass die rollenden Archivschränke, die komplett ersetzt werden müssen, durch die Versicherung übernommen werden“, so Norbert Block, stellvertretender Vorsitzender der Bischof-Maximilian-Kaller-Stiftung und Vorsitzender des Ermlandfamilie e.V..

Durch den unermüdlichen Einsatz von ehrenamtlichen Helfern und der hauptamtlichen Mitarbeiterin Lidia Gasch ist in den vergangenen zwei Wochen ein Großteil des vom Wasser unbeschädigten Archivs in andere Räume des Ermlandhauses verbracht worden.  Allein bei einem Arbeitseinsatz am 2. August waren so gut fünf Tonnen Aktenordner verpackt und in eine höhere Etage transportiert worden. Aber auch schon vier große Container mussten mit nicht mehr zu rettenden Büchern, Zeitschriften, Liederheften, Ausstellungsgegenständen und anderen Dingen gefüllt werden.

Ein großer Dank gilt allen Helfern. So ist bereits zwei Tage nach der Unwetterkatastrophe die ehemalige hauptamtliche Archivarin Dorothea Triller im Einsatz, um die wertvollsten und wichtigsten Dokumente für die Ermländer zu retten. Tag und Nacht hat sie seitdem für die Ermlandfamilie gearbeitet. Pater Werner Brahtz reiste aus Wien an, um die beschädigten Akten von Bischof Maximilian Kaller und Gerhard Fittkau zu sichten und zu sichern. Zwei Einsatztage hat sich auch Dekan Achim Brennecke freigeschlagen, um vor Ort helfen zu können.  Konsistorialrat Thorsten Neudenberger, gleichzeitig Vorsitzender der Bischof Maximilian-Kaller-Stiftung, ist ebenfalls nach Münster angereist.  Monika Günther aus dem Vorstand der BMK-Stiftung, die im Ermlandhaus eine Anwaltskanzlei unterhält, koordiniert seit ihrer Rückkehr aus dem Urlaub viele notwendige Maßnahmen. Ihr Sohn hat währenddessen viele Kisten geschleppt. Von der Gemeinschaft Junges Ermland haben Barbara Teschner (Münster), Damian Stobbe (Paderborn), Ricarda Heine (Herford) und Olivia Block (Bad Berka) an unterschiedlichen Tagen mitgeholfen.  Im Einsatz waren unter anderem auch Karin Ziaja (Warendorf-Freckenhorst), Heinz-Georg Zimmermann (Köln), ein Begleiter von Pater Bratz (Wien), ein Klient von Anwältin Günther, Beatrix Stobbe (Paderborn), der Hausmeister der BMK-Stiftung, die Hausmeister des Katharinenklosters sowie alle verfügbaren Kräfte des Ermländerrates, Michael Thimm (Düsseldorf), Franz-Josef Stobbe (Paderborn) und Norbert Block (Bad Berka).  Weiterhin können sich freiwillige Helfer melden, die beim vollständigen Ausräumen des Archives helfen wollen. Sie können sich unter 0251-211477 melden. Der gesamte Archivbereich muss danach fachgerecht saniert werden.

Auf dem Konto des gemeinnützigen Ermlandfamilie e.V. (IBAN DE41 4006 0265 0045 0706 00; BIC GENODEM1DKM bei  der Darlehenskasse Münster) sind inzwischen erste Spenden eingegangen, mit denen die Rettung der beschädigten Akten und anderen Unikate finanziert werden kann. Mit der Veröffentlichung der Sommer-Ausgabe der „Ermlandbriefe“ wird Anfang September ein weiterer großer Spendenschub erhofft.

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